Lebensraum Offenland

~ Wiesen und Weiden sind traditionelle Lebensräume aus Bauernhand

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Artenreiche Magerwiesen

Die Nutzung der mageren Wiesen im Vogelsberg reichte früher in dieser rauen, regen- und schneereichen Mittelgebirgslandschaft „gerade so“ zum Leben. Auf steinigen und nassen Böden war die Bewirtschaftung besonders mühselig, sodass zahlreiche Flächen mit der Zeit aufgegeben und teilweise aufgeforstet wurden.

Doch das, was bis heute geblieben ist, kann sich sehen lassen. Es sind artenreiche Flachlandmähwiesen, die hangaufwärts in bunte Bergmähwiesen der Hochlagen übergehen. Sie zählen zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Kennzeichnend für den Lebensraum der Flachlandmähwiesen sind unter anderem der Glatthafer, die Wiesen-Glockenblume, der Wiesen-Pippau und der Wiesen-Bocksbart. Aushängeschilder der Bergmähwiesen sind Arten wie der Weichhaarige Pippau, der Wald-Storchschnabel sowie die Schwarze Teufelskralle.

 

Borstgrasrasen

Die Borstgrasrasen zählen aufgrund ihrer Seltenheit – und dem vergleichsweise hohen Anteil gefährdeter Arten – zu den Lebensräumen von bundesweiter Bedeutung und sind, genau wie die Flachland- und Bergmähwiesen, nach dem Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt.

Früher war der Wald im Hohen Vogelsberg zeitweise auf wenige Kuppen und steinige Hänge verdrängt. Ausgedehnte Triften mit Hutebäumen und Hecken prägten das Bild und ein Gürtel aus Borstgrasrasen umschnürte den Hohen Vogelsberg. Doch die Strukturen haben sich verändert. Die Landwirtschaft erlebte in den letzten Jahrzehnten einen Wandel, der kaum noch Platz für diese wenig ertragreichen Sonderstandorte lässt. Viele Borstgrasrasen wurden aufgeforstet oder sind brachgefallen. Dort, wo es das Gelände und der Boden zulassen, wurden monotone Graslandschaften etabliert. Sie setzen sich aus energiereichen Futtergräsern und -kräutern zusammen. Die Zahl der Borstgrasrasen im Vogelsberg ist dramatisch gesunken. Aber an einigen Stellen gibt es sie noch. Gehegt und gepflegt von engagierten Landwirten, die sich selbst über die blumenbunten Flächen mit Orchideen, Kreuzblümchen, Katzenpfötchen und Waldläusekraut freuen und zu Recht stolz ihre Bestände mit der gelb blühenden Arnika präsentieren. Die traditionelle Heilpflanze wächst nur im Borstgrasrasen und verträgt weder Düngung noch eine häufige Mahd.

Heckenlandschaften

Hecken waren jahrhundertelang die typische Begrenzung von Feldern und Weiden. Wie ein Netz durchzogen sie die Landschaft und verbanden unterschiedliche Lebensräume zu einer reich strukturierten Kulturlandschaft von großer Schönheit. Heckenstrukturen schützen die benachbarten Felder vor Wind, Austrocknung und Bodenerosion. Eine enorme Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten ist darüber hinaus auf die Existenz der Hecken als Rückzugsort angewiesen. Sowohl Säugetiere als auch Vögel und Insekten suchen in den Hecken Schutz, Nahrung, Schlaf- sowie Nistplätze. Für die Tierwelt stellen sie durch ihre Funktion als Verbindungskorridore zusätzlich eine Möglichkeit zur Ausbreitung dar. Aus all diesen Gründen sind Hecken von hohem ökologischem Nutzen.

Der Heckenaufbau gliedert sich in verschiedene Teilbereiche. Den Kern der Hecke bilden einzelne Bäume und größere Sträucher wie Feldahorn, verschiedene Obstgehölze oder Weiden. Holunder, Weißdorn, Schwarzdorn und Brombeere sind Beispiele für Sträucher des Heckenmantels, also dem äußeren Bereich. Ein wertvoller, aber nur noch sehr selten vorhandener Saum bildet den Abschluss der Hecke bzw. Übergang zu benachbarten Bereichen. Er setzt sich überwiegend aus Blütenstauden und Gräsern zusammen.

Im Vogelsberg, wo vielerorts noch eine abwechslungsreiche und kleinstrukturierte Heckenlandschaft existiert, setzt sich auch das Naturschutzgroßprojekt für deren Erhalt ein. Damit die Heckenstrukturen ihre ökologische Funktion weiterhin erfüllen können, werden sie in gewissen Zeitabständen verjüngt. Hierfür werden sie in Abschnitten von bis zu 50 Metern „auf den Stock“ gesetzt. Das heißt, dass alle Sträucher, unter Umständen bis auf einige Einzelbäume, kurz über dem Boden abgeschnitten werden. Es sollte jedoch niemals eine komplette Hecke auf einmal stark zurückgeschnitten werden. Dadurch würde den hier lebenden Tieren zeitweise ihr ganzer und oftmals einziger Lebensraum genommen.