Lebensraum Moor
Breungeshainer Moor
Im Bergsattel zwischen Taufstein und Sieben Ahorn liegt das Breungeshainer Moor. Für die Entstehung eines Moores müssen besondere Umstände gegeben sein. Hohe Niederschläge und wasserundurchlässige Bodenschichten garantieren günstige Bedingungen für das Wachstum moorbildender Moose und Kräuter. Insgesamt unterscheidet man 7 hydrologische Moortypen, von denen zwei im Breungeshainer Moor ausgebildet sind. In den Randlagen des Gebietes erstrecken sich flache Versumpfungsmoore, die von Quellen und Bächen gespeist werden. Das Zentrum hingegen hat sich durch jahrtausendelanges Wachstum aus dem Bereich der Quellen herausgehoben und bis zu 3,5 m uhrglasförmig aufgewölbt. Dieser Bereich wird ausschließlich von den reichen Niederschlägen des Vogelsberges gespeist und als Hoch- oder Regenmoor bezeichnet.
Spezialist der Moore
Torfmoose sind die Baumeister der Moore und stellen den größten Massenanteil im Torf. Sie können praktisch unbegrenzt wachsen und besitzen keine eigenen Wurzeln. Während ihre unteren Teile im Moospolster absterben, wachsen sie beständig nach oben weiter. So bilden sie und andere Moorpflanzen eine dichte Schicht aus totem Material, die stetig dicker wird. Das Torfmoos filtert sehr effizient die wenigen Nährstoffe aus dem Regenwasser heraus und verringert durch chemische Prozesse aktiv den pH-Wert der Umgebung. Auf diese Weise erschwert es das Einwandern konkurrierender Arten und schafft sich seine eigene optimale Umgebung. Deshalb sind intakte Regenmoore immer nährstoffarm und sauer.
Ausbeutung des Moores durch den Menschen
Über viele Jahrhunderte blieb das Hochmoor im Vogelsberg unberührt. Vor etwa 300 Jahren versuchten Siedler der Wildnis etwas abzuringen. Es wurden etliche Entwässerungsgräben angelegt, die Randbereiche des Moores dienten als Viehweiden und der trocken gelegte Torf wurde abgebaut, um ihn als Brennmaterial zu nutzen. Auch versuchte man die entwässerten Bereiche mit Fichten aufzuforsten. Als all die Anstrengungen nicht mehr lukrativ waren, überließ man das Gebiet wieder sich selbst. 1974 wurde der Bereich um das Breungeshainer Moor schließlich zum Naturschutzgebiet erklärt und die Natur konnte sich erneut frei entfalten.
Doch die Zeit der Ausbeutung hat Spuren hinterlassen. Die ausgehobenen Gräben leiten das Wasser noch heute aus dem Moor, die typische Moorvegetation ist zum Großteil verschwunden und stattdessen haben sich andere Pflanzen ausgebreitet. So bildet das Pfeifengras aktuell dichte Bestände und Fichten und Birken sind bis in die Moormitte vorgedrungen. Zudem hat sich der Torfkörper teilweise zersetzt.
Moorrenaturierung – ohne Wasser kein Wachstum
Das Zauberwort, um einem geschädigten Moor auf die Sprünge zu helfen, heißt „Wiedervernässung“. Eine langfristige Stabilisierung des Wasserhaushaltes durch den Verschluss der vielen Entwässerungsgräben kann dem einzigartigen Lebensraum einen Neustart bescheren. Mit einem Moorbagger sind deshalb Spundwanddämme als Staustufen in viele der Gräben eingebracht worden. Dadurch hat sich das Moorwasser aufgestaut und bleibt nun wieder viel länger im Moorkörper. Die eingewanderten Pflanzen werden zurückgedrängt und mit etwas Geduld wird sich das alte Gleichgewicht einstellen und die spezialisierten Hochmoorarten zurückkehren.
Was ist eigentlich Torf? Von Torf spricht man, wenn sich abgestorbenes Pflanzenmaterial im Boden ansammelt und dabei nicht, oder nur teilweise abgebaut wird.
Da Moore permanent wassergesättigt sind, kann das organische Material nicht vollständig zersetzt werden, denn die Bakterien, die dafür zuständig sind, können nicht ohne Sauerstoff arbeiten. Zusätzlich ist das Milieu in Mooren durch den niedrigen pH-Wert lebensfeindlich für die meisten Bodenorganismen, wie beispielsweise Regenwürmer.