Biotopeinrichtende und -lenkende Maßnahmen

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…im Bereich Offenland

Wiederherstellung von artenreichen Wiesen und Weiden

Der Strukturwandel in der Landwirtschaft, der zu einer Intensivierung der Produktion und damit auch zu leistungsfähigeren Rinderrassen führte, hat die Ansprüche der Landwirte verschoben. Für die neugezüchteten Rassen benötigen die Bauern proteinreiches Futter, das vor allem aus Klee und Gräsern besteht. Diese haben einen hohen Nährstoffbedarf und bleiben nur bei regelmäßiger Düngung auf den Flächen erhalten.
Die Topographie des Vogelsbergs bringt weit verstreute, oft kleine und auf nährstoffarmen Untergrund liegende Wiesen mit sich, was für viele Landwirte einen erhöhten Arbeitsaufwand bedeutet. Flächen, die schwer zu erreichen oder nicht mit den heute großen Maschinen befahrbar sind, werden deshalb nur noch in Ausnahmefällen genutzt oder sind brach gefallen. Teilweise wurden diese Wiesen sogar mit Nadelgehölzen aufgeforstet.
Für die Reaktivierung solcher verlorengegangener Wiesen setzt sich das NGP verstärkt ein. 

Wiederherstellung von artenreichem Grünland auf verbrachten und unternutzten Flächen (Mahd)

Liegen Flächen länger brach, bildet sich eine stark verfilzte Grasschicht mit einem hohen Anteil an abgestorbenen Pflanzen und dichten Moosbewuchs. Um die Wiesennutzung wieder in Gang zu bringen werden solche Flächen gemäht oder gemulcht und das Mähgut wird abgeräumt. Nicht immer ist der Traktor Mittel der Wahl –  auf feuchten Flächen lässt sich beispielsweise gut eine Mäh- oder Mulchraupe einsetzen. Diese Geräte sind klein und wendig und hinterlassen mit ihrem geringen Gewicht und den Ketten kaum Fahrspuren. Aufgrund der geringen Arbeitsbreite von ca. 1,2 m ist der Zeitaufwand auf großen Flächen jedoch oft sehr hoch.
Im Frühjahr oder Herbst werden die Flächen bei Bedarf zusätzlich gestriegelt. Bei diesem Arbeitsschritt werden Moos und totes Material aus den Beständen „ausgekämmt“, die Grasnarbe wird wieder besser durchlüftet und die Bestände können sich erholen.

  • Entgrasung/Entfilzung (einmalig)
  • Instandsetzungspflege (max. zwei Jahre): Zweischürige Mahd nach Terminvorgabe (Blühzeitpunkt, Samenreife) mit Abräumen und Entsorgung des Mähgutes, Wiesenpflege durch allmähliche Beseitigung von Unebenheiten für eine geregelte Mahd (Wiesenschleppe)

Wiederherstellung artenreiches Grünland auf verbuschten Flächen

Bleibt die regelmäßige Mahd auf den Wiesen aus, wandern in relativ kurzer Zeit Gehölze auf den Flächen ein, die erst nur zarte Pflänzchen sind, sich aber schnell zu wuchernden Gehölzen wandeln und deshalb ein Mähen kaum oder gar nicht mehr möglich ist.
In diesen Fällen sorgt das NGP dafür, dass die Gehölze vollständig gerodet werden und sich nach und nach wieder eine mähbare Wiese entwickeln kann. Dafür sind oft große Maschinen, wie Rückefahrzeuge zum Abtransport der Gehölze, notwendig. Die Hauptarbeit wird aber meist mit der Motorsäge erledigt. Auf Flächen, die später als Wiese genutzt werden sollen, ist es oft sinnvoll die Gehölze samt ihrer Wurzeln zu ziehen. Das hat den Vorteil, dass auch ausläuferbildende Arten wie beispielsweise der Schwarzdorn, nachhaltig von der Fläche entfernt werden und zudem keine Stubben zurückbleiben, die beim Mähen hinderlich sein könnten.
Fäll-, Rodungs- und Rückearbeiten sind auf die Zeit von Oktober bis Ende Februar beschränkt, da sich dann Vögel nicht in der Brutzeit befinden. Entscheidend für den Erfolg solcher Maßnahmen sind vor allem auch die Nacharbeiten. Nur wenn möglichst wenig Holzteile auf der Fläche verbleiben, kann das aufgebrachte Druschgut problemlos keimen und auch das Mähen kann nur dann reibungslos durchgeführt werden, wenn keine Hindernisse (große Holzstücke oder Steine) auf der Fläche zurückgeblieben sind.

  • Vollständige Beseitigung der Gehölze/ Rodung (Einmalig)
  • Instandsetzungspflege (max. zwei Jahre): Zweischürige Mahd nach Terminvorgabe (Blühzeitpunkt, Samenreife) mit Abräumen und Entsorgung des Mähgutes, Wiesenpflege durch allmähliche Beseitigung von Unebenheiten für eine geregelte Mahd (Wiesenschleppe)

Wiederherstellung artenreiches Grünland auf aufgeforsteten Flächen

An einigen Stellen im Projektgebiet macht es Sinn größere Gehölzriegel zu entfernen. Für wandernde Insekten, wie beispielsweise Schmetterlinge stellen hohe und breite Gehölzriegel zwischen Grünländern Wanderhindernisse dar und die Populationen können sich nicht mehr uneingeschränkt austauschen.
Außerdem beschatten die „Gehölzwände“ das angrenzende Grünland. In der Regel betrifft diese Maßnahme Forste aus der gebietsfremden Fichte, die in der Forstwirtschaft an vielen Stellen gepflanzt wurde. Für die Rodungsarbeiten werden meist große Maschinen eingesetzt. Gut geeignet sind vor allem Bagger, die durch ihre breiten Ketten trotz ihres hohen Gewichts vergleichsweise wenig Druck auf den Untergrund ausüben und so die Schäden am angrenzenden Grünland relativ gering bleiben.
Auch bei dieser Maßnahme sind die Nacharbeiten entscheidend. Genau wie bei Entbuschungen sollte auch bei Waldumwandlungen-Maßnahmen möglichst sauber abgeräumt werden.

  • Vollständige Beseitigung der Gehölze/ Rodung (einmalig)
  • Aufbringen von Mähgut anderer Flächen
  • Instandsetzungspflege (max. drei Jahre): Zweischürige Mahd nach Terminvorgabe (Blühzeitpunkt, Samenreife) mit Abräumen und Entsorgung des Mähgutes, Wiesenpflege durch allmähliche Beseitigung von Unebenheiten für eine geregelte Mahd (Wiesenschleppe)

Wiederherstellung artenreiches Grünland auf Intensivgrünland und Ackerflächen

Stark aufgedüngte und bis zu viermal im Jahr gemähte Wiesen bestehen meist nur noch aus sehr wenigen Arten und werden vor allem von Gräsern und Weißklee dominiert. Diese grünen Wüsten bieten kaum noch Insekten eine Heimat und können somit auch Vögeln nicht mehr als Jagdrevier dienen. Der Verlust der Vielfalt an Pflanzenarten bedingt also immer auch den Verlust von Tierarten.
Sind Landwirte bereit von einer weiteren Intensivierung abzurücken und zu einer traditionellen Bewirtschaftung zurückzukehren, unterstützt das NGP dieses Extensivierungsvorhaben auf Wiesen aber auch auf Äckern. Um den durch die Düngung entstanden Nährstoffüberschuss im Boden abzubauen, werden nährstoffsammelnde Vorfrüchte, wie beispielsweise Rogge, Hafer oder Mais angebaut. Diese senken den Stickstoffgehalt im Boden bereits im ersten Jahr sehr deutlich. Im Folgejahr kann auf der Fläche nach der Ernte der Vorfrucht bereits Mahd- oder Druschgut aufgebracht werden und ca. acht Wochen später eine erste Mahd erfolgen. Das Abräumen des Mähgutes sorgt in den Folgejahren für einen stetigen Nährstoffentzug, so dass sich nach und nach die typische Artenzusammensetzung einstellen wird.

  • Anbau einer nährstoffsammelnden Vorfrucht zur Entnahme von Düngerestmengen im Boden oder alternativ
  • Abschieben von Oberboden (Einmalig)
  • Aufbringen von Mähgut anderer Flächen
  • Instandsetzungspflege (max. drei Jahre): Zweischürige Mahd nach Terminvorgabe (Blühzeitpunkt, Samenreife) mit Abräumen und Entsorgung des Mähgutes

Aufwertung verarmter Grünlandbestände durch Entgrasung/Entfilzung, Einsaat und zweijährige Pflege

Düngung und häufiges Mähen führen dazu, dass die typischen Pflanzenarten, die eine Bergmäh- oder Flachlandmähwiese ausmachen, verschwinden oder sich nur noch einzelne behaupten können.
Das NGP setzt sich dort ein, wo die Landwirte bereit sind, die traditionelle Nutzung, also ein- oder zweimaliges Mähen pro Jahr und der Verzicht auf Düngung, wieder aufzunehmen. Die Wiesen, die noch eine gewisse Grundstruktur besitzen, werden mit einem sogenannten Wiesenstriegel bearbeitet, der Moose und verfilzte Vegetation aus den Wiesen „kämmt“ und der Wiese so die Möglichkeit gibt sich zu regenerieren. Außerdem entstehen so offene Bodenstellen, auf die Druschgut von artenreichen Wiesen aufgebracht wird und die verlorenen gegangen Arten können sich wieder ansiedeln.
Für den Landwirt bedeutet diese extensive Bewirtschaftung allerdings einen Ertragsausfall und damit auch finanzielle Einbußen. Das Hessische Programm für Agrarumwelt- und Landschaftspflege-Maßnahmen – kurz HALM – springt an dieser Stelle ein und fördert diese besonders nachhaltige Form der Landbewirtschaftung, die die Biologische Vielfalt in Hessen bewahrt.

  • Striegeln/Vertikulieren und Aufbringen von Mähgut anderer Flächen (Heumulchsaat, Heudruschsaat)
  • Instandsetzungspflege (max. drei Jahre): Zweischürige Mahd nach Terminvorgabe (Blühzeitpunkt, Samenreife) mit Abräumen und Entsorgung des Mähgutes
  • Einstellung des Einsatzes von Stickstoffdünger

Entwicklung von sehr artenreichem Grünland zur Stabilisierung und Ausweitung seltener Pflanzenbestände

Eine für das Projekt sehr wichtige Maßnahme ist der Wiesendrusch. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, bei dem ein gewöhnlicher Mähdrescher, der üblicherweise bei der Ernte von Getreide zum Einsatz kommt, die reifen Samen sehr artenreicher Wiesen drischt.
Dafür ist Fingerspitzengefühl beim Maschinenführer nötig. Anders als beim Getreide sind die Samen der unterschiedlichen Wiesenblumen auch sehr unterschiedlich aufgebaut, manche sind staubkornklein, andere beinahe erbsengroß. Es ist Detailarbeit, die Maschine so einzustellen, dass man möglichst viele verschiedene Arten einfängt – und optimalerweise auch nur den Samen und nicht allzu viel Stängel. Denn je weniger Beifang, desto besser lässt sich das Druschgut hinterher auf der Fläche ausbringen und natürlich keimen hinterher auch nur die Samen. Auch deshalb sollte die Verunreinigung möglichst klein bleiben.

Das Wiesendruschgut kann nach einem intensiv betreuten Trocknungsvorgang ca. zwei bis drei Jahre eingelagert werden, bevor seine Keimfähigkeit stark abnimmt. So steht dem Projekt stets artenreiches Druschgut zur Verfügung, dass im Bedarfsfall ausgebracht werden kann.

Zur Stabilisierung artenreicher Bestände können diese mit einem Wiesenstriegel bearbeitet werden. Bei diesem Arbeitsgang werden Moos und abgestorbenes und verfilztes Pflanzenmaterial aus dem Boden geharkt und die oberste Vegetationsschicht wird wieder besser durchlüftet. Gleichzeitig werden beim Striegeln Maulwurfshügel oder Kotfladen auseinandergezogen, sowie Tritt- und Fahrspuren eingeebnet.

  • Beibehaltung der bisherigen Nutzungsform/ Maßnahmen mit Ergänzungen wie:
    • Striegeln von Bergmähwiesen und Borstgrasrasen mit Moosverfilzung und seltenen Arten-Vorkommen
    • Einrichtung bodenschonender Wasserversorgung
    • Entfernung von Weide- und Mahdhindernissen
  • Mahd mit Terminvorgabe/ nach der Samenreife/ Blühzeitpunkt/ etc.
  • Gewinnung von Mähgut/Heudrusch auf besonders wertvollen Flächen, jedes 2. Jahr
  • Einstellung des Einsatzes von Stickstoffdünger

Wiederherstellung artenreicher Weiden und Magerrasen auf verbrachten und verbuschten Flächen

  • Entgrasung/Entfilzung (Einmalig) und/oder
  • Vollständige Beseitigung der Gehölze/ Rodung (Einmalig)
  • Instandsetzungspflege (max. 3 Jahre): scharfe Ziegen- oder Schafbeweidung (3 Weidegänge) mit ergänzender Nachmahd der Gehölzaustriebe im Sommer
Arnika- eine selten gewordene Heilpflanze
Glockenblumen und Margeriten auf einer Bergmähwiese

Darüber hinaus überarbeiten wir für Sie momentan die Inhalte für die folgenden Maßnahmenbereiche. Schauen Sie doch einfach in Kürze wieder vorbei.

…im Lebensraum Wald und Moor

…bei Gewässer und Feuchtlebensräumen