Artmaßnahmen
Wiesenbrüter (EA1)
Der Vogelsberg beherbergt landesweit mit die bedeutendsten Brutbestände gefährdeter Wiesenbrüter, wie Braunkehlchen und Wiesenpieper. Aufgrund erheblicher Habitatverluste befinden sich die Populationen aber in einem ungünstigen Erhaltungszustand. Eine großflächig homogene Nutzung des Grünlands, das Fehlen von Säumen, Ansitzwarten oder Nassstellen und der dichte Bewuchs aufgrund hoher Düngung sind nur einige der Faktoren, die zum großflächigen Verschwinden der Wiesenbrüter in weiten Regionen Deutschlands geführt haben. Generell sind die Lebensraumansprüche von Braunkehlchen und co. mit den Erfordernissen der modernen Landwirtschaft nur schwer in Einklang zu bringen. Das Maßnahmenbündel umfasst daher u.a. das Belassen von Mahd oder Saumsteifen sowie das Belassen von ungenutzten Restflächen. Zudem erfüllt die Errichtung von speziellen, möglichst schmalen Holzweidezäunen, welche z.B. von Braunkehlchen aber nicht von Raubvögeln als Ansitzwarte genutzt werden, eine wichtige Habitatfunktion für Wiesenbrüter. Darüber hinaus kann sich eine Regelung der Freizeitnutzung positiv auf die störungsempfindlichen Tiere auswirken. Hierfür können Informationstafeln aufgestellt und Wege während der Brutsaison gesperrt werden.
Bekämpfung von Neophyten (11.9.3)
In diesem Bereich sind keine pauschalen Maßnahmen zielführend. Vielmehr sind artspezifische Bekämpfungsstrategien erforderlich. Am entscheidendsten im Vogelsberg ist die Bekämpfung der Vielblättrigen Lupine oder auch Staudenlupine. Sie wandert zunehmend in Flachland- und Bergmähwiesen ein und stellt für die, an stickstoffarme Nährstoffverhältnisse angepassten Pflanzenarten (z.B. Arnika) eine akute Gefährdung dar. Die Lupine ist eine robuste, schnellwüchsige und stickstoffanreichernde Pflanze. Sie ist in der Lage mithilfe von Knöllchenbakterien Luftstickstoff zu binden und für das eigene Wachstum zu nutzen. Dies verschafft ihr einen Standortvorteil und die Fähigkeit die hochspezialisierten, heimischen Arten zu verdrängen. Darüber hinaus bietet die Lupine im Vergleich zu einheimischen Blütenpflanzen für deutlich weniger Insektenarten eine Nahrungsquelle und wegen giftiger Alkaloide in Kraut und Samen der Pflanze verliert das Heu von Wiesen mit Lupinenbewuchs an Wert für die Landwirte. Da das Naturschutzgroßprojekt die Artenvielfalt auf den Wiesen im Vogelsberg schützen bzw. wiederherstellen möchte, setzt sich das Projektteam für eine schonende Bekämpfung der Vielblättrigen Lupine ein.
Vielblättrige Lupine (Lupinus polyphyllus)
Familie: Schmetterlingsblütler (Fabaceae)
Herkunftsgebiet: pazifisches Nordamerika
Floristischer Status: eingebürgerter Neophyt
→ inzwischen deutschlandweite Verbreitung, denn die Lupine wurde unter anderem zur Böschungsbefestigung im Straßenbau, zur Gründüngung oder auch als Wildfutter ausgebracht. Zudem ist die Vielblättrige Lupine eine beliebte und weit verbreitete Gartenpflanze. Bereits um das Jahr 1890 sind in Bayern die ersten verwilderten Pflanzen fernab kultivierter Flächen entdeckt worden.
Geeignete Maßnahmen gegen die Lupine sind, je nach Ausbreitung bzw. Individuenzahl, die Mahd mit Sense oder Sichel, das Ausstechen mit einem Ampferstecher, die Anwendung von Herbiziden (allerdings nur mit Genehmigung der Naturschutzbehörde) und ein Abdecken des Bodens mit schwarzer Folie. Im Rahmen der Maßnahmenumsetzung durch das Naturschutzgroßprojekt Vogelsberg lag der Schwerpunkt bisher auf dem Ausstechen der Lupine. Hierbei werden die Pflanzen einzeln mitsamt ihrer großen Pfahlwurzel ausgestochen und anschließend fachgerecht entsorgt. Außerdem von Bedeutung für die Lupinen-Bekämpfung sind stabile Bewirtschaftungs- und Pflegemaßnahmen in den gefährdeten Biotopen. Bei flächendeckender Ausbreitung bzw. hoher Individuenzahl kann jeweils über 3 bis 5 Jahre hinweg vor der Hauptblüte und 8 Wochen später gemäht werden. Eine Nachkontrolle auf Regeneration der Pflanze und Keimung von Samen findet regelmäßig statt.
Das können Sie tun:
- Machen Sie Freunde, Familie und Bekannte auf das Problem aufmerksam
- Sich selbst, Freunden oder Bekannten schöne Lupinensträuße pflücken
- Die Blüten der Staudenlupinen abknipsen und im Hausmüll entsorgen, nicht kompostieren
- Beim Kauf von Samenmischungen darauf achten, dass keine Lupine enthalten ist und am besten Regiosaatgut verwenden
- Gartenabfälle niemals in der Natur abladen, viele Städte/Gemeinden haben kostenlose Annahmestellen für Grünschnitt